Solidarität mit dem Betriebsrat von Denison in Hilden

Edgar Moron und Bürgermeister Günter Scheib im Gespräch mit dem Betriebsrat
Bei der anschließenden Pressekonferenz: Horst Tefke, Betriebsrat, Günter Scheib, Bürgermeister, Thomas Dinkelmann, Landtagskandidat der SPD und Edgar Moron
Horst Tefke;Betriebsratsvorsitzender, erläutert die Probleme

Edgar Moron versprach, dass er alles in seiner Macht stehende tun will, um zu helfen. Er wolle schnell mit dem Ministerpräsidenten Peer Steinbrück und dem Wirtschaftminister Harald Schartau sprechen. "Denison ist ein gutes Beispiel für die zur Zeit laufende Diskussion. Es macht aber auch deutlich wie wenig Politik eigendlich machen kann. Die Instrumente, die das Land hat, greifen hier alle nicht. Trotzdem, wir sollten nichts unversucht lassen," so Moron.
Der Betriebsrat weiß sich der Unterstützung durch die SPD sicher. Am Freitag soll dem SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering in Velbert ein Schreiben des Betriebsrats überreicht werden. Der Bürgermeister von Hilden appelierte an die Verantwortlichen den Standort nicht stillzu-legen. "Wir stehen jeder Zeit zu Gesprächen bereit" so Günter Scheib.

Die NRZ berichtet am 27.4. in der Lokalausgabe Hilden:

DENISON /
Über die Situation des florierenden und dennoch vom Management zum Abschuss freigegebenen Werkes informierte sich SPD-Landtagsfraktionschef Edgar Moron gestern persönlich.

HILDEN. Viel mehr als Verständnis und guten Willen kann auch SPD-Landtagsfraktionschef Edgar Moron der Denison-Belegschaft derzeit nicht bieten. Im Büro des Betriebsrates machte er sich gestern Vormittag persönlich ein Bild von der Situation der Denison Hydraulik GmbH. Das Management hat den florierenden Produzenten von Spezialventilen für die Industrie für Ende 2006 zum Abschuss freigegeben (die NRZ berichtete mehrfach). Als geradezu "klassisch-exemplarischen Fall" in der aktuellen Kapitalismus-Kritik bezeichnete Moron, was sich in dem Unternehmen an der Stockhausstraße abspielt: "Da wird ein Konkurrent ausverkauft und ausgeplündert. Der Käufer nimmt sich Patente und Unterlagen, schmeißt die Leute raus und macht die Bude dicht. Das ist zu wenig Verantwortung", konstatierte er mit Blick auf die Geschäftspolitik der amerikanische Parker-Hannifin-Gruppe, die Denison erst im Februar 2004 übernommen hatte.

"Mehr als politisch-appellativ tätig werden können wir allerdings nicht", schenkte Moron dem Betriebsrat reinen Wein ein, versprach Landes- und Bundespolitiker bis hin zu Wirtschaftsminister Wolfgang Clement einzuschalten. Er werde außerdem direkten Kontakt zum Management von Parker-Hannifin suchen, kündigte Moron an.

Wenig Hoffnung machte er Betriebsratschef Horst Tefke, der angesichts von Betrieben, "die nur ausschlachten und abschreiben" auch eine stärkere wirtschaftliche Mitbestimmung der Belegschaften forderte. Auf diesem Gebiet gehe es eher darum, Standards zu halten, eine Ausweitung habe kaum Chancen, so Moron.

Die "konsequente Ächtung einer Entscheidung, die jeder Menschlichkeit entbehrt", sei Aufgabe der örtlichen Politik, erklärte SPD-Landtagskandidat Thomas Dinkelmann. Daran mangele es nicht, verwies Bürgermeister Günter Scheib auf eine entsprechende Resolution, die heute im Stadtrat ganz oben auf der Tagesordnung steht. Bei der Verhinderung der Denison-Schließung sitze die Stadt mit dem Betriebsrat in einem Boot, unterstrich Scheib.
26.04.2005 SIMONE KOPS

Die Westdeutsche Zeitung (WZ) berichtet am 27.4.2005 in ihrer Lokalausgabe Hilden:

Hilden:

Druck auf die Konzernleitung erhöht

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Düsseldorfer Landtag sagte den Denison-Mitarbeitern am Dienstag seine Unterstützung zu.

Hilden. "Wir stimmen darüber überein, dass dies eine menschenverachtende Politik von Parker Hannifin ist." So fasste der Betriebsratsvorsitzende von Denison Hydraulics, Horst Tefke, am Dienstag das Ergebnis der Gespräche mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Edgar Moron, zusammen. An dem Gespräch hatten zudem der Vorsitzende der Kreis-SPD, Thomas Dinkelmann, Bürgermeister Günter Scheib und Vertreter der Hildener SPD teilgenommen.
Gemeinsam wollen sich die Beteiligten dafür einsetzen, die Schließungsentscheidung des Mutterkonzerns (Parker Hannifin) rückgängig zu machen. Allerdings könne die Politik hier nur appellieren, denn rechtliche Möglichkeiten gäbe es nicht.

Den Appell soll Ministerpräsident Peer Steinbrück bei der Konzernleitung in den USA vortragen. Ferner will Moron abklären, ob Subventionen für die Denison-Werke in Kaarst und Hochmössigen geflossen sind. Auch NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau und SPD-Generalsekretär Franz Müntefering will der Fraktionschef einschalten, um die "asozialen Praktiken" (Tefke) der Konzernleitung weiter publik zu machen. Dabei könne Denison zum "exemplarischen Beispiel" für die von Müntefering eröffnete Kapitalismus-Diskussion werden.

Neben der Politik will auch die Stadt Hilden weiter Druck auf Parker ausüben. Ein erster Schritt in diese Richtung sei laut Bürgermeister der einstimmige Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für den Bereich des Denison-Grundstücks, was dessen Verwertung erschwert. Da man der Konzernleitung laut Dinkelmann "mit Moral nicht mehr kommen brauche", gibt es noch ein weiteres, finanzielles Druckmittel, dass der Konzern bei einer Schließung eventuell mit "nicht erwarteten Kosten" (Moron) kalkulieren müsse: Am Standort sei schon lange produziert worden und Altlasten seien wahrscheinlich.

Neben der von Tefke erwarteten "konkreten Stellungnahme der Politik" sei die Stadt Hilden nach den Worten des "menschlich entsetzten" SPD-Fraktionsvorsitzenden auch bereit, dem Unternehmen bei seiner weiteren Entwicklung zu helfen. "Wenn das Unternehmen für seine Weiterentwicklung einen neuen Standort in Hilden sucht", so Scheib, "können wir attraktive Gewerbeflächen anbieten".

27.04.05
Von Michael Kremer