
Kerstin Griese sagte: „Wenn wir in der Bildung, bei Kindern und Jugendlichen den Anschluss an die west- und nordeuropäischen Standards schaffen wollen, müssen Bund und Länder gemeinsam handeln.“ Dass Deutschland eines der letzten Länder Europas sei, das noch eine Halbtagsschule habe, verdeutliche den Nachholbedarf.
In ihrer Plenarrede richtete die Ratinger Abgeordnete deutliche Kritik an die NRW-Landesregierung. „Ministerpräsident Jürgen Rüttgers will das Elterngeld ablehnen. Denn seine Regierung findet es angeblich wichtiger, die Kinderbetreuungseinrichtungen auszubauen. Tatsächlich nimmt er aber massive finanzielle Einschnitte bei den Kindertageseinrichtungen, der Familienbildung und der Jugendförderung vor.“ 75 Milliarden Euro wolle er allein den Kindergärten wegnehmen. Wer seine finanziellen Prioritäten bei Polizeipferden und den Landwirtschaftskammern setze, habe keinen vernünftigen Maßstab für die Zukunft, hielt sie der NRW-Regierung vor.
„Es geht auch anders. In Rheinland-Pfalz ist seit Jahresbeginn das letzte Kindergartenjahr gebührenfrei. Und gleichzeitig werden die Kindergärten für Zweijährige geöffnet“, lobte Griese den Ministerpräsidenten Kurt Beck. „Der Ausbau der Kinderbetreuung muss bundesweit Priorität haben. Unser Ziel ist, dass alle Kinder in den Kindergarten gehen können und dass sie die deutsche Sprache richtig lernen, bevor sie in die Schule kommen. Jedes Kind braucht die Chance, zusammen mit anderen Kindern aufzuwachsen und gefördert zu werden.“
Die SPD-Familienpolitikerin will, dass die von Armut und mangelnden Bildungschancen gekennzeichnete Spirale durchbrochen wird. „Besonders in sozialen Brennpunkten und bei Kindern und Jugendlichen Migrationshintergrund führen geringere Bildungschancen zu weniger Zukunftschancen.“ Es gäbe zu viele Kinder, die ohne ein gesundes Frühstück in den Kindergarten oder in die Schule kommen oder die zu Hause kein Buch vorgelesen bekommen. „Fast Food und Fernseher sind zu häufig die Alltagsrealitäten.“ Griese setzte sich deshalb für mehr Hilfen in den betroffenen Stadtteilen ein.
Deutliche Unterstützung fand der von einer Expertenkommission erstellte „Kinder- und Jugendbericht“, der der Anlass der Bundestagsdebatte war, die von Ministerin Ursula von der Leyen eröffnet wurde. „Der Bericht betont in seinen Empfehlungen die Bedeutung von frühkindlicher Bildung“, unterstrich Kerstin Griese. „Er empfiehlt deshalb, mehr Möglichkeiten zu schaffen, damit Kinder schon ab dem zweiten Lebensjahr in den Kindergarten gehen können.“ Bildung heiße eben nicht nur Schule, sondern bedeute, dass Kinder vielfältige Kompetenzen entwickeln, die ihre Persönlichkeit prägen. „Bei den Kleinsten findet Bildung informell statt, ganzheitlich und spielerisch.“