Kinderfreundliche Gesellschaft schaffen

Kerstin Griese, MdB
Kerstin Griese MdB

Hauptproblem sei immer noch die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Kind. „Da wird der schon von der Vorgängerregierung eingeleitete Ausbau der Kinderbetreuung schrittweise etwas ändern können.“ Griese appellierte aber sowohl an die Kommunen als auch an die Wirtschaft, sich mehr zu engagieren. „Familienfreundlichkeit zahlt sich aus und ist ein wichtiger Standortfaktor.“

Bei der direkten finanziellen Förderung von Kindern liege Deutschland EU-weit an der Spitze. „Bei der Möglichkeit dagegen, Kinder und Erwerbstätigkeit miteinander zu vereinbaren, liegen wir weit hinten. Die Geburtenrate ist in Europa dort am höchsten, wo die Frauenerwerbsquote hoch und die Kinderbetreuung gut geregelt ist.“

Kerstin Griese vermisst immer noch eine echte Wahlfreiheit. „Die klassische Hausfrauenrolle wird unter anderem durch das Ehegattensplitting und die kostenfreie Krankenversicherung erheblich gefördert.“ Gerade die vielen gut ausgebildeten Frauen wollen diese Rolle jedoch nicht mehr einnehmen. „Sie wollen Familie und Beruf. Deswegen stecken wir Milliarden in den Ausbau der Kinderbetreuung und das neue Elterngeld.“

Das Elterngeld will die Große Koalition auf Initiative der SPD ab 2007 einführen. Hierbei wird dem Elternteil, das sich um die Erziehung kümmert, zehn bis zwölf Monate lang 67 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens weitergezahlt. „Dabei handelt es sich nicht um ein Zurück zu der Sozialpolitik der Vergangenheit mit ihren monetären Leistungen nach dem Gießkannenprinzip“, betont Griese. „Das Elterngeld als eine Art Lohnersatzleistung kann nur als Ergänzung einer verlässlichen Betreuungsinfrastruktur wirksam sein.“

Eine besondere Verantwortung für die Geburtenrate sieht die SPD-Familienpolitikerin bei den Männern. „Das Elterngeld kann dazu beitragen, dass Männer, die meist immer noch die besser Verdienenden sind, ihren Teil zur Kindererziehung beitragen.“ Für sie könne die 67-Prozent-Elterngeld-Zahlung ein besonderer Anreiz sein. „Außerdem werden zwei Monate der Elternzeit exklusiv für jeden Partner, den Vater genauso wie für die Mutter, reserviert. Damit könnte im männlichen Teil der Gesellschaft einiges in Bewegung kommen.“