

Es gelte neue Strukturen für neue Herausforderungen zu schaffen, leitete die Moderatorin des abends und Vorsitzende des Kreisverbandes der SGK, Ulrike Haase, die Diskussion ein. Die stellvertretende Landrätin sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem demographischen Wandel und einem kinderfreundlichen Klima im öffentlichen Leben. Gemeinsam mit Stephan Schnitzler, Sozialpolitiker im Kreis Mettmann und Ratsmitglied in Velbert sowie Kerstin Griese und Stefan Freitag bildete sie das Podium.
Auf der Seite des Publikums füllten neben vielen Fachleuten und Politikern aus den übrigen Städten des Kreises auch zahlreiche Vertreter von Trägern und Einrichtungen den Saal. Ausnahmslos kritisierten sämtliche Redner die Ignoranz, die in den vergangenen Jahrzehnten beim Thema „demographische Entwicklung“ an den Tag gelegt worden sei. Daher sei es um so wichtiger, endlich auf das Problem einzugehen.
Nach Kerstin Griese ist die zentrale Frage, wie die Generationen in Zukunft miteinander umgehen und leben, und wie sich die Städte auf die veränderten demographischen Konstellationen einstellen sollten. „Ein Umsteuern ist unbedingt notwendig, doch es wird natürlich sehr lange dauern, etwa in Bereichen des Städtebaus und der Infrastruktur Veränderungen herbeizuführen“. Generationenübergreifendes, ehrenamtliches Engagement stand dabei ebenso im Zentrum ihres Plädoyers, wie bessere Bildungschancen für Kinder aus sozial benachteiligten Schichten.
Stefan Freitag glaubt zwar nicht daran, dass eine kinderfreundliche Stadt Garant für einen Anstieg der Geburtenrate sein könne, dennoch befürworte er Maßnahmen in diese Richtung. Freitag betonte, dass die Stadt hier nur Rahmenbedingungen schaffen könne und dies in Zusammenarbeit mit sämtlichen Akteuren wie den Wohnungsbaufirmen, Vereinen, Kirchen, Verbänden, Gewerkschaften und Arbeitgebern. Deren Rolle kam immer wieder zur Sprache, da flexible Arbeitszeitregelungen Grundvoraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf darstellen. Auch Freitag sieht einen wesentlichen Baustein für mehr Kinderfreundlichkeit im ehrenamtlichen Engagement und in der Vernetzung von Angeboten. Das „Lokale Bündnis für Familie“ sei ein Schritt in diese Richtung.
„Wenn wir dieses Thema nicht früh genug ergreifen, dann wird das Thema uns ergreifen“, meinte Stephan Schnitzler. Der Sozialpolitiker belegte die Brisanz des Problems mit vielen Zahlen und unterbreitete ebenfalls eine Lösungskombination an, bestehend aus der flexiblen Gestaltung von Arbeitsplätzen, die Schaffung von für Familien angemessenen Wohnungen oder die Hilfe bei der Anschaffung von Eigentum, die Verbesserung der Infrastruktur, das Image als Stadt sowie familienunterstützende Maßnahmen. „Es kommt auf jedes Kind an!“, unterstrich Schnitzler und ergänzte: „Es geht um Prävention und nicht darum, die Jugendhilfe als ‚Feuerwehr’ einzusetzen.“
Fordernde, kritische und verärgerte Töne dominierten die Publikumsanfragen in der anschließenden Diskussionsrunde. Dabei ging es zumeist um den Zweifel an der Finanzierbarkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen in Zeiten der leeren Kassen.
Im Podium aber zeigte man sich entschlossen, Veränderungen herbeizuführen, und sei es mit Kürzungen in anderen Bereichen. „Wir können es uns nicht leisten, untätig zu bleiben“, hieß es hier einhellig.