
In der Kreis Mettmanner SPD-Zentrale stand vormittags das Telefon nicht mehr still: Radio- und Fernsehstationen fragten nach, außerdem andere Tageszeitungen. Und auch der SPD-Landesverband meldete sich und fragte nach ersten Reaktionen aufgrund der NRZ-Berichterstattung. SPD-Geschäftsführer Peter Zwilling war gestern ein gefragter Mann.
Während sich der ehemalige Ministerpräsident Peer Steinbrück nach NRZ-Informationen bereits für den Wahlkreis Mettmann II (Mettmann, Haan, Hilden, Erkrath, Langenfeld, Monheim) entschieden hat, befassen sich morgen Abend die örtlichen Parteigremien mit der Kandidatur: Kreisvorstand und die örtlichen Partei-Vorsitzenden werden über das Thema beraten. Eins steht fest: Die Stimmung für Peer Steinbrück ist hervorragend, wie eine Umfrage der NRZ unter Ortsvereins-Chefs ergab. Die große Hoffnung: Durch die Minister-Hilfe soll der südliche Kreis Mettmann, der nach zwei Legislaturperioden bei der letzten Wahl von der CDU gewonnen wurde, wieder an die SPD fallen. Bei der Wahl 2005 war SPD-Kandidatin Lilo Friedrich der CDU-Herausforderin Michaela Noll unterlegen.
Thomas Dinkelmann, Vorsitzender der Kreis-SPD und des Ortsvereins Mettmann, gab sich gestern zur Steinbrück-Kandidatur im Gegensatz zu Parteifreunden auffällig emotionslos: "Ich kann damit leben, wenn die Delegierten damit leben können." Die hätten bei einem Nominierungs-Parteitag im Herbst 2008 das "letzte und das einzige Wort", so Dinkelmann. Zwar werden morgen Kreisvorstand und die örtlichen Partei-Chefs zum Thema beraten, eine Entscheidung werde es aber hier nicht geben. Thomas Dinkelmann sieht bei einer Kandidatur von Steinbrück auch mögliche Nachteile: Denn der Minister sei nicht im Wahlkreis "verortet", was bisher immer ein Prinzip der Kandidaten gewesen sei: "Man muss sich dann auch über eine Wahlkreis-Betreuung Gedanken machen."
Als "sportliche Herausforderung" sieht unterdessen Michaela Noll die wahrscheinliche Kandidatur des Bundesfinanzministers: "Schließlich entscheidet der Bürger an der Wahl-Urne." Prominenter Kandidat gleich mehr Stimmen für die SPD? Noll sieht das erfahrungsgemäß anders: "Im Wahlkreis bin ich gut verankert. Steinbrück ist zwar Vollprofi, aber er muss anders auftreten, um glaubhaft zu sein. Wer beim ihm sein Kreuzchen, hat bei der Bundestasgwahl eine andere Intention."
18.09.2007 STEFANIE BERSIN GÖTZ MIDDELDORF