„Sehr nett war er“

Unterdessen hat Steinbrück bereits den Stuhl gewechselt und vorn neben Bürgermeister Günter Scheib Platz genommen. Mit ihm hat er vorher im Rahmen seiner Reise durch seinen zukünftigen Wahlkreis ein Vier-Augen-Gespräch geführt und sich entschlossen, danach mit den Kinderparlamentarier zu diskutieren.

Kinderrechte ins Grundgesetz – das Thema steht als Erstes auf der Tagesordnung. Klar, das Kinderparlament unterstützt einstimmig diese Forderung, aber auch Steinbrück bezieht klar Stellung: "Wir haben den Tierschutz im Grundgesetz verankert, da wäre es merkwürdig, wenn wir das mit den Kinderrechten nicht machen würden." Beifall brandet auf.

Er referiert ein wenig lange über Prozentrechnungen und die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag, um das Grundgesetz zu ändern. Steinbrück ist kein Menschenfischer, bleibt auch gegenüber Kindern seiner sachlich, norddeutsch-trockenen Linie treu, wirkt damit aber authentisch – und wird zunehmend lockerer. Als Scheib den Kindern nach einer knappen halben Stunde noch zehn Minuten für Fragen einräumen will, unterbricht ihn Steinbrück sofort: "Nee, die sollen mehr Zeit haben. Keinen Stress."

"Mathe und Altgriechisch – das war nix für mich"

Er bleibt mehr als eine Stunde. Und so können die jungen Parlamentarier dem Bundesfinanzminister Interessantes entlocken. Sie erfahren, dass Steinbrück nicht Bundeskanzler werden will, 9000 Euro ("Cash in de Täsch") im Monat verdient, einmal sitzen geblieben ist ("Mathe und Altgriechisch – das war nix für mich"), gerne liest, Schach, Tennis und Billard ("Aber Karambolage") spielt, mit Vorliebe Comics auf Flohmärkten kauft, am 10. Januar Geburtstag hat, Fan von Borussia Mönchengladbach und Nashörnern ist, bevorzugt Spagetti isst und zu Weihnachten mit seiner Familie traditionell eine Mandel in einer Kaffeecreme versenkt. "Wer die Mandel herausfischt, bekommt ein besonderes Geschenk."

Am Ende bleiben keine Fragen offen. Noch einmal Beifall, als Steinbrück sich verabschiedet. Noch ein Foto mit dem Kinderprinzenpaar, das ihm einen Gutschein für einen Orden überreicht ( "Den werde ich im nächsten Jahr rechtzeitig einlösen") und dann wartet auch schon der nächste Termin auf den Bundesfinanzminister: Ein Rundgang durch die Stadt, die er langsam näher kennen lernt.