
Und der Bundesfinanzminister trifft auf eine motivierte Mannschaft, die ihn aller Voraussicht nach mit Erfolg durch den Wahlkampf tragen wird. Für absolute Sicherheit sorgt ein vorderer Platz auf der Landesliste. So ist das üblicherweise bei Parteistars.
„Ich wünsche Frau Noll einen guten Listenplatz. Sie wird ihn brauchen.“
Aber der Hamburger, der in Berlin arbeitet und in Bonn-Bad Godesberg wohnt, will keine halben Sachen. Er gedenkt, sein Mandat direkt zu gewinnen. Mithin blüht den Wählern im Kreis Mettmann voraussichtlich ein Wahlkampf, wie sie ihn noch nie erlebt haben.
Denn Steinbrücks Gegnerin ist Michaela Noll, eine der jungen Hoffnungsträgerinnen der CDU. „Wir haben ein ganz unverkrampftes Verhältnis“, sagte Steinbrück gestern in Gruiten.
Dorthin hatten die Genossen mit ihrem Spitzenkandidaten zum Grünkohlessen gebeten. Der Finanzminister sucht die Erdung im Kreis. Er braucht sie. Der Minister ohne Bundestagsmandat und ehemalige NRW-Ministerpräsident muss die Distanz zum Wahlerfolg verringern.
Seine Parteifreunde helfen ihm dabei. Außerdem mag Steinbrück Grünkohl offensichtlich. Und gegen seine politische Mittbewerberin hat er auch nichts.
„Wahlen sind ein demokratischer Wettbewerb. Das sollte sich auch im Stil abbilden.“ Er wünsche Frau Noll jedenfalls auch einen guten Listenplatz. „Sie wird ihn nötig haben.“
Politische Schwergewichte kommen, vom ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Klaus Hänsch (SPD) abgesehen, in der jüngeren Vergangenheit des Kreises Mettmann nicht mehr vor.
Die aktuellen Abgeordneten der Volksparteien, Kerstin Griese (SPD) und Noll sind auf der Karriereleiter noch auf dem Weg nach oben. Detlev Parr (FDP) ist ein alter Fahrensmann in der Politik, aber ein Star der Liberalen ist er nicht.
Wenn Griese und Noll die Erwartungen erfüllen, die ihre Parteien in sie setzen, und wenn gleichzeitig Steinbrück über den Kreis in den Bundestag einzieht, dann könnte dem Neanderland blühen, was die Nachbarstadt Wuppertal lange Jahre ins parteipolitische Blickfeld gerückt hat.
Es ist noch nicht lange her, da stellten sich gleichzeitig Hanns-Dietrich Genscher (FDP), Rudolf Dressler und Wilfried Penner (SPD) sowie Peter Hintze (CDU) unter der Schwebebahn zur Wahl.
Davon ist allerdings nur noch Helmut Kohls ehemaliger Generalsekretär Hintze übrig geblieben. Seine Konkurrenten von einst sind nicht mehr im Bundestag. Sie wollten nicht mehr.
Auf der Suche nach einem Büro im Kreis Mettmann
Dafür kommt nun ein paar Kilometer weiter westlich die Polit-Maschinerie in Gang. Die Peer-Show mit Grünkohl dürfte erst der Anfang gewesen sein. Steinbrück selbst rechnet zwar nicht damit, dass der Bundestagswahlkampf vor Juni 2009 beginnt.
Aber die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren. Wer weiß schon, ob die Große Koalition in Berlin noch zwei Jahre hält?
Die Suche nach einem Büro für den Minister scheinen auf die Zielgeraden einzubiegen. Vieles spricht dafür, dass Steinbrück wie sein bekannter Vorgänger als SPD-Mandatsträger im Südkreis, Uwe Holz, Hilden als Standort wählt.
Und dort will er dann regelmäßig Bürgersprechstunden abhalten. „Einmal im Monat bin ich im Kreis Mettmann“, kündigte er an.