„Ich fliege nicht mal eben ein“

Peer Steinbrück auf dem Neujahrsempfang in Mettmann
Peer Steinbrück bei der NRZ im Gespräch mit den Redakteuren Götz Middeldorf und Manfred Lachniet (Foto: Judith Michaelis)

NRZ: Also sind Sie eher für die Pipeline?
Steinbrück: Nein, in diese Ecke lasse ich mich nicht drängen. Wichtig sind für mich folgende Punkte: 1. Warum gibt es diese Trassenführung und keine andere? 2. Die Sicherheitsfragen müssen geklärt werden. 3. Das Allgemeinwohl muss nachgewiesen werden. 4. Die Frage von Entschädigungen muss geklärt werden, schließlich verlieren Grundstücke durch den Pipeline-Bau an Wert.

NRZ: Was schlagen Sie vor?
Peer Steinbrück: Ich kann hier keine Lösung aus der Hüfte schießen. Aber bevor die erwähnten Punkte nicht geklärt sind, darf es keine Inbetriebnahme geben.

NRZ: Sie trinken gerne Pils. Sie wissen aber, dass Sie sich hier im Altbier-Gebiet befinden – nahe der Kölsch-Grenze…
Peer Steinbrück: Ich habe vorhin zwei getrunken. Im Übrigen waren meine Touren mit Wolfgang Clement durch die Düsseldorfer Altstadt legendär…

NRZ: Sie gelten als trockener Norddeutscher. Aschermittwoch gehen Sie in Monheim bei der SPD in die Bütt. Wird es eher eine politisch-ernste oder rheinsich-humorige Rede?
Peer Steinbrück: Lassen wir mal die Images, die einem angeklebt werden. Es wird eine Mischung aus beiden. Es werden zwei, drei politische Akzente gesetzt. Es wird also keine unpolitische Bierzelt-Rede. Aber an Auflockerungen soll es auch nicht fehlen.

NRZ: Sie mögen Nashörner und Billard Karambolage. Was lässt das auf den Menschen Peer Steinbrück schließen? Immer mit dem Kopf durch die Wand?
Peer Steinbrück: Sicherlich nicht. Das ist genauso abwegig wie die Sachen mit den Sternzeichen. Im Übrigen gibt’s bei der SPD viele Steinböcke wie mich: Johannes Rau war Steinbock, Helmuth Schmidt ist Steinbock ebenso wie Frank-Walter Steinmeier, Matthias Platzeck und Franz Müntefering.
NRZ: Wie ist Ihr Verhältnis zur CDU-Abgeordneten Michaela Noll, Ihrer künftigen Gegenspielerin im Wahlkreis?
Peer Steinbrück: Sie hat mich am Rande einer Plenarsitzung angesprochen, wir haben uns gegenseitig vorgestellt. Ich befinde mich mich Ihr in einem fairen, demokratischen Wettbewerb. Es wird kein Schaulaufen geben.

NRZ: Frau Noll legt auch außerhalb des Wahlkreises eine hohe Schlagzahl vor und ist sehr aktiv im Wahlkreis. Wie können Sie da als Minister mit Fulltime-Job mithalten?
Peer Steinbrück: Ich werde möglichst alle vier bis sechs Wochen vor Ort im Wahlkreis sein. Ich bin kein Durchlauferhitzer, der mal eben rein fliegt und dann wieder raus. Allerdings: Ich bin noch gar nicht offizieller Kandidat. Ich bin auch nicht Bundestagsabgeordneter. Bis zur Wahl sind es noch gut 20 Monate. Die Nominierung als Kandidat ist im November. Deshalb mache ich mich jetzt erst einmal im Wahlkreis bekannt, höre zu – und tue nicht so, als ob ich schon alles weiß und kenne.

NRZ: Sie werden bei der Bundestagswahl 2009 auf Platz 1 der Landesliste stehen. Was bedeutet das für Frau Griese als zweite Kandidatin aus dem Kreis Mettmann, die bei der letzten Wahl mit Platz 8 ebenfalls weit vorne stand und abgesichert war?
Peer Steinbrück: Zunächst einmal steht nicht fest, ob ich auf Platz 1 komme. Wenn Franz Müntefering noch einmal kandidiert, überlasse ich selbstverständlich ihm den Vortritt. Kandidiert er nicht, liegt es nahe, dass der stellvertretende SPD-Vorsitzende und ehemalige Ministerpräsdident diesen Platz belegt. Das bedeutet aber nicht, dass Kerstin Griese weiter hinten platziert wird. Meine Kandidatur soll nicht ihr Nachteil sein. Ich freue mich auf einen gemeinsamen Wahlkampf mit ihr.

NRZ: Es gibt Überlegungen, Bundestagswahl und Kommunalwahl 2009 an einem Tag stattfinden zu lassen. Was halten Sie davon?
Peer Steinbrück: Die Überlegung halte ich für sinnvoll, weil dann im Herbst 2009 die Bürger nur einmal zur Wahl müssten. Immerhin ist im Frühjahr 2009 auch noch die Europawahl. Über dieses Thema haben wir uns früher auf Landesebene stets mit der Opposition abgestimmt. Das ist für mich eine Frage des Stils und des demokratischen Umgangs. Diesbezügliche Defizite der derzeitigen Landesregierung sind mehr als verwunderlich.

NRZ: Gibt es prominente Unterstützung für die Bürgermeister-Kandidaten im Wahlkreis?
Peer Steinbrück: Selbstredend, ich werde alle SPD-Kommunalpolitiker im Wahlkampf unterstützen.

NRZ: Gibt es schon Überlegungen, wo Sie Ihr Wahlkreis-Büro einrichten werden?
Peer Steinbrück: Ja, aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Es gibt viele Wünsche. Es macht aber Sinn, wenn das Büro zentral liegt. Ich werde nach Absprache mit den SPD-Gremien im Kreis in Kürze entscheiden.

NRZ: Wissen Sie, was die Menschen vor Ort bewegt, also auch außerhalb der von Ihnen genannten „Käseglocke Berlin”.
Peer Steinbrück: Die Gefahr besteht immer, dass man nicht so viel mitbekommt. Aber ich gehe ganz normal einkaufen, gehe mit meiner Frau ins Kino oder mal in die Kneipe, mit meinen Kindern ins Theater, mache Besuche und radel durch die Gegend. Und dies alles auch ohne Personenschutz. Es ist nicht so, dass Politiker abgehoben leben und fernab vom sozialen Leben sind. Im Übrigen habe ich auch bei meiner ersten Bürgersprechstunde in Mettmann einiges mitbekommen.

Herr Steinbrück, bitte vervollständigen Sie spontan folgende Sätze!

Alt-Bier ist für mich
…eine unter vielen Biersorten, die alle schmecken.

Frau Noll ist
…eine fair zu behandelnde Konkurrentin.

Mit Bundeskanzlerin Merkel verbindet mich
…eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und gelegentlich politische Unterschiede.

Die Küche zuhause ist für mich
…häufig besser als jeder Restaurantbesuch.

In meinem Portemonnaie habe ich gerade
…50 Euro.

Jürgen Klinsmann wünsche ich in seinem neuen Job
…viel Erfolg, solange es mit meinem Lieblings-Team aus NRW nicht kollidiert.

Kerstin Griese
… macht eine hervorragende Arbeit für den Nordkreis.

Die große Koalition ist
…viel erfolgreicher als viele gerade in den Medien immer wieder unterstellen.

Urlaub bedeutet,
…rauskommen aus dem Raumschiff Berlin