Kerstin Griese MdB: „Manche Sparaktion war ein gravierender Fehler“

Kerstin Griese mit junger Besucherin in Berlin

Kerstin Griese, Vorsitzende der Familien- und Jugendausschusses im Bundestag, stimmt der Kritik am Sparkurs in der Kinder- und Jugendhilfe zu. „Manche Sparaktion war ein gravierender Fehler. Infrastruktur für Kinder und Jugendliche ist ohne Personal sinnlos. In Zukunft wird es noch mehr darauf ankommen, dass tatsächlich genügend Menschen zur Verfügung stehen, die sich kompetent, einfühlsam und mit ausreichend Zeit um Kinder und Jugendliche, aber auch um diejenigen Eltern kümmern, die Unterstützung brauchen“, sagte die Velberter SPD-Politikerin im Vorfeld des 13. Kinder- und Jugendhilfetages in Essen.

Der deutsche Sozialstaat sorge im internationalen Vergleich für beträchtliche materielle Umverteilung, stellt Griese fest. „Schmerzhafte Einschnitte in unser Sozialsystem waren dagegen dort zu verzeichnen, wo es um konkrete Hilfe für die Menschen geht, etwa wo durch Stelleneinsparungen Effizienzsteigerungen erzielt werden sollten.“ Hier müsse künftig massiv investiert werden. „Ein modernes Gemeinwesen, das seinen Zusammenhalt bewahren will, kommt ohne einen starken, zupackenden und gut ausgestatteten Sozialstaat nicht aus.“

Griese warnte davor, zwischen dem unverzichtbaren Ausbau der Ganztagsbetreuung in Kitas und Schulen sowie der klassischen Jugendarbeit einen Widerspruch zu konstruieren. „Beides muss zusammenlaufen. Notwendig ist deutlich mehr Jugendsozialarbeit in den Schulen, genauso wie wir auf außerschulische Angebote nicht verzichten können.“ Die SPD-Familienexpertin fordert einen flächendeckenden Ausbau von Kindergärten zu Eltern-Kind-Zentren. „Wir brauchen einen neuen Typ von sozialer Stadtteilarbeit, die Kinderbetreuung, frühe Förderung und Elternberatung aus einer Hand anbietet.“

Kerstin Griese wird auf dem Essener Kinder- und Jugendhilfetag mehrere Träger besuchen und an einer Reihe von Gesprächsrunden beteiligt sein. Bei der BAG Katholische Jugendsozialarbeit wird sie über Jugendarmut diskutieren (19.6.08, 16:00, Halle 2, Stand 204), bei der Gemeinsamen Initiative der Träger Politischer Jugendbildung wird sie zum Thema „Abgehängt und aufgegeben – Benachteiligte Jugendliche in der politischen Bildung“ sprechen (19.6.08, 17:30) und bei der SJD – Die Falken am Fachpodium „In der Theorie beteiligt – in der Praxis ausgeschlossen“ teilnehmen (20.6.08, 11:00, Saal Essen).