Finanz- und Wirtschaftspolitik im Mittelpunkt

Rümeysa Tolun im Gespräch mit dem Finanzminister

Ein Verfechter des Zentralabitur sei er schon lange gewesen, erzählt Steinbrück später, wie überhaupt Staaten, in denen Bildung zentral organisiert ist, Deutschland ein Stück voraus seien.
Beim Thema Bildung läuft Steinbrück sich richtig warm. Kein Wunder, seine Frau selbst ist Lehrerin („Für sie war es immer wichtig, ein eigenen Leben zu haben, kein Anhängsel zu sein“), außerdem hat er drei erwachsene Kinder.
Rümeysa Tolun, eine junge Frau aus der Stufe elf, hat die Aufgabe übernommen, den Gast zu interviewen, was sie äußerst souverän und engagiert erledigt. Dabei erfahren zu Zuhörer, dass der junge Peer in der Mittelstufe „eine grausame Schulgeschichte“ hatte, sitzen geblieben ist und mehrfach die Schule wechseln mussten. Aber „irgendwann war der Ehrgeiz da“, und in der Oberstufe klappte es prima. Was er heute mit Blick auf die Schulzeit anders machen würde? Dass er das „Schulangebot“, Französisch zu lernen, sausen ließ, das ärgert ihn heute, und dass er kein Musikinstrument gelernt hat.
Natürlich geht es auch um Finanzen, um die Frage, ob die Ausweitung der Geldmenge nicht eine Inflation zur Folge haben werde. „Sehr gut vorbereitet“, erkennt der Minister, der sich sichtlich wohl fühlt in so einer Talkrunde. Der auch nicht herumdruckst um schwierige Fragen, offen zugibt, nicht zu wissen, wann die Krise zu Ende sein wird. Der zugibt, dass die Abwrackprämie 2010/2011 negative Folgen für den Absatz haben könnte, aber dass diese Folgen dann vielleicht nicht mehr so schlimm sind, wie ein Einbruch in der jetzigen Krise.
Nach und nach recken sich immer mehr Hände in de Höhe, die jungen Leute trauen sich, ihre Fragen zu stellen. Einer will wissen, ob er nur wegen des Wahlkampfs unterwegs sei. Aber Steinbrück ist auch hier souverän: Natürlich wolle er für seine Partei werben, Kompetenz verkörpern. Zudem sei er auch außerhalb des Wahlkampfs, in dem er sich ja um das Bundestagsmandat im Mettmanner Südkreis bewirbt, in Schulen im Einsatz, vier-, fünfmal im Jahr.
Und außerdem: „Als Politiker läuft man leicht Gefahr, unter einer Kirchenglocke zu landen.“ Das Treffen in der Ustinov-Gesamtschule sollte ein Gegenmittel sein.
Weit über eine Stunde erzählt der Minister, könnte das stundenlang, so scheint es, ohne dass es langweilig wird. Die „Bad Bank“ wird nur gestreift, „weil die Kurzversion schon 40 Minuten dauern würde“. Wie viel Schlaf er brauche? Manchmal seien es schon nur drei, vier Stunden, sagt er. „Aber mich können sie irgendwo in die Ecke stellen, ich schlafe überall.“
Aber immer, wenn es um Bildung, Schule, Abschlüsse geht, wird der Minister eindringlich, appellierend. Wer es versäume, einen Schulabschluss zu machen, und es gebe in Deutschland immerhin 80.000 Schulabbrecher jährlich, der sei der große Verlierer. Abschlüsse in Schule und Beruf seien unerlässlich für ein eigenverantwortliches Leben und der Staat keine Vollkaskoversicherung.
Mit Beifall verabschieden die Schülerinnen und Schüler ihren Gast. Während sie in die Pause oder Freistunde gehen, wird Peer Steinbrück, nach einem Besuch bei der CIV-Versicherung in Hilden, im Laufe des Tages nach Berlin fliegen, um später nach Düsseldorf zurückzufliegen, wo er noch Termine in Düsseldorf und Köln hatte.