

„Sie sind ja viel größer als im Fernsehen“, sagt eine Frau. Peer Steinbrück reckt sich. „Einsfünfundachzig“, sagt er, „aber ich bin schon geschrumpft.“ Das mit der Größe bekommt der Bundestagskandidat der SPD immer wieder zu hören bei einer Tour durch die Städte seines Wahlkreises. Am Tag vor Muttertag besuchte Steinbrück Erkrath, Haan, Hilden, Langenfeld und Monheim, um Rosen zu verteilen und Wahlkampf zu machen. „Wenn Sie jetzt noch sagen, dass ich auch schlanker bin, bekommen sie eine zweite“, verspricht Steinbrück. Die Menschen um ihn herum lachen.
Er ist keiner, der sich lange am Info-Stand aufhält. Er begrüßt die Genossen, wechselt mit dem ein oder anderen ein Wort, dann geht es los, auf in die Menge, über den Markt, in die Fußgängerzone. „Das ist doch…?“, eine Frau kommt nicht sofort drauf. „Der Steinbrück. Unser Finanzminister“, sagt ihre Begleiterin. Peer Steinbrück geht auf die Frauen zu, überreicht ihnen je eine Rose. „Passen Sie auf mit den Dornen, da können noch welche dran sein.“ Genau das hatten sie ihm am Info-Stand mit auf den Weg gegeben.
Steinbrück hält es mit der Gleichberechtigung: Rosen, das ist nicht nur etwas für Frauen. Er überreicht sie auch Männern, die an seinem Weg stehen. „Bringen Sie die Ihrer Frau mit“, sagt er. „Da haben Sie was gut.“
Peer Steinbrück verbreitet gute Laune, ansteckend. Viele strahlende Gesichter sind zu sehen, als er den Menschen eine Rose und ein paar Worte geschenkt hat. Aber der Mann kann auch blitzschnell umschalten. Hier eine kurze Unterredung über die Rente einer Frau, abseits des Trubels, da ein Wortwechsel mit einer Frau an Krücken: „Ich hatte auch mal einen komplizierten Fußbruch“, kann er mitfühlen, „wie lange dauert’s denn noch?“
Peer Steinbrück wirbt, keine Frage, für sich und die SPD durch seine Anwesenheit, seine Nähe. Aber mit Worten wirbt er vor allem und immer wieder für die Demokratie: „Sie gehen doch wählen, oder?“ „Jaaaa sicher“, versprechen die Menschen. „Die Rose hält bis zur Europawahl“, scherzt er, „als Erinnerung.“ Oder auch ernster: „Wenn die Wahlbeteiligung nur noch bei 20 Prozent ist, dann sieht diese Gesellschaft anders aus.“
Auch politisch wird es in den kurzen Gesprächen in den Fußgängerzonen. Dass die Kommunalwahl nicht mit der Bundestagswahl zusammen stattfinden soll, bezeichnet er als „völligen Quatsch“: „Das kostet die Kommunen 40 Millionen.“
Und immer, aber wirklich immer wieder erhält er Zuspruch für seine Kritik an den Steueroasen: „Das war genau richtig“, sagt ein ältere Mann, „genauso.“ Und kurze Zeit später ist wieder Zeit für eine Fachsimpelei mit einem Fahrrad-Fahrer. Oder er erzählt einer kleinen Runde, dass er den Job als NRW-Wirtschaftsminister sehr geliebt hat. Und verteilt Rosen, Rosen, Rosen. „Achten Sie auf die Dornen!“
Etwas abseits, außerhalb seiner Reichweite, sagt dann noch eine Frau: „Im Fernsehen sieht der dicker aus.“