
Was waren Ihre Lieblingsfächer? Soll die D-Mark wieder eingeführt werden? Sind Sie für Atompolitik? Unzähligen Fragen sah sich SPD-Bundestagsabgeordneter Peer Steinbrück bei einem Besuch in der Martin-Luther-King-Gesamtschule in Ratingen ausgesetzt. Rund 50 Mädchen und Jungen aus zwei Klassen der Stufe zehn hatten sich auf das Treffen gut vorbereitet.
„Geschichte und Englisch“, benannte Steinbrück seine Lieblingsfächer. Und das schlechtestes Schulfach? „Mathe“, gestand der Bundesfinanzminister der Großen Koalition freimütig. Das dürfte den Schülerinnen und Schülern gefallen haben, zumal Steinbrück noch gleich nachschob, auch einmal sitzen geblieben zu sein. Der Schüler Peer Steinbrück hat neben dem Unterricht auch eine Schülerzeitung gemacht, die gleich an mehreren Schulen verkauft wurde.
Neben dem Privaten ging es in der Schule an der Erfurter Straße auch um aktuelle Politik. Wie er es denn mit der Atomkraft halte, wollten die jungen Leute wissen. „Gespalten“, machte der Gast den Schülern deutlich, dass er gegen den Bau neuer Atomkraftwerke ist. „Aber die Entsorgungsfrage muss geklärt werden“, gab er zu bedenken, dass der einmal entstandene Atommüll irgendwo hin müsse, da dürfe sich Deutschland nicht aus der Verantwortung stehlen.
Die Paradefrage für den früheren Finanzminister galt der D-Mark. Ob die wieder eingeführt werden solle, wollte die Schülerschar wissen. „Europa würde um zehn bis zwanzig Jahre zurückgeworfen“, warnte Peer Steinbrück vor dieser Diskussion. Für Deutschland wäre die Abschaffung der Währungsunion ein sehr großer Nachteil. „Die Leute reden dummes Zeug, wenn sie sagen, wird sind der Zahlmeister Europas“, engagierte sich der Ex-Minister, weil kaum ein Land so vom Export lebe und damit vom Euro profitiere wie die Bundesrepublik.
Wofür mehr Geld ausgegeben werden sollte, wollten die Schüler wissen. „Bildung, Bildung, Bildung“, sagte Steinbrück. Menschen ohne Schulabschluss oder Ausbildung gerieten in den kommenden Jahren noch mehr ins Hintertreffen als heute schon, sagte Steinbrück voraus. Neben Englisch eine zweite Fremdsprache zu beherrschen, könne ein gutes Pfund in der beruflichen Entwicklung sein. Da bringen Schülerinnen und Schüler der Gesprächsrunde neben Türkisch auch Armenisch und Laotisch mit ein.
Dass der Ex-Minister ein Bruch geschrieben hat, war auch Thema der Schulstunde in Ratingen. Wie es denn heiße und wie viele Seiten es denn habe? „Unterm Strich“, sagte Steinbrück und erzählte, wie sich große Teile des ersten Abschnitts vom Computer „verabschiedeten“ und er sie neu verfassen musste. „470 Seiten“, sagt Steinbrück zum Umfang – und erntete ein deutlich vernehmbares „Ooooooh“.
Als Minister habe er kaum Freizeit und kaum Urlaub gehabt, erzählte der Gast den Schülern. Aber zu Weihnachten hatte er zwei Wochen frei. „Und da kriegt mich kein Mensch vom Sofa“.