Pflichtzeit für junge Frauen und Männer

Peer Steinbrück, Bundestagsabgeordneter für den Südkreis Mettmann

Peer Steinbrück ist für die Einführung einer Pflichtzeit für junge Frauen und Männer. Damit könnten die Probleme gelöst werden, die durch die Abschaffung von Wehr- und Zivildienst geschaffen wurden. Nach Steinbrücks Vorschlag könnten sich junge Frauen und Männer vorher entscheiden, ob sie beispielsweise sechs Monate bei der Bundeswehr oder im Dienst für das Gemeinwohl ableisten wollten.
Bei einem Besuch der Arbeiterwohlfahrt Haan in seinem Wahlkreis machte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete dafür stark, einen Pflichtdienst zu schaffen, weil der Bundesfreiwilligendienst nicht die Lücken schließen werde, die durch die Abschaffung des Zivildienstes gerissen wurden.
Die Haaner AWO beispielsweise versucht, mit drei 400-Euro-Kräften den Service „Essen auf Rädern“ aufrecht zu erhalten. Früher haben zwei Zivildienstleistende, zuletzt nur noch einer dafür gesorgt, dass die täglich 70 bis 80 Essen an bedürftige Menschen ausgefahren wurden. Seit 1968 wurden so eine Millionen Mahlzeiten ausgefahren.
Für die 400-Euro-Kräfte, die heute nur einen Teil der Arbeit übernehmen können, hat die Arbeiterwohlfahrt eine Spendensammlung gestartet. Und sie greift zusätzlich auf Ehrenamtliche zurück, die an anderer Stelle fehlen. Frieder Angern, AWO-Vorsitzender in Haan: „Wir werden mit dem Wegfall der Zivis allein gelassen. Und wir müssen an den sozialen Dienstleistungen kürzen.“
Früher haben die Zivildienstleistenden auch Menschen, die nicht mehr selbstständig mobil sind, zu Veranstaltungen und wieder nach Hause gefahren. Diesen Service kann die AWO jetzt nicht mehr anbieten. Folge: Die alten Menschen müssen zu Hause bleiben, können nicht mehr an den Gemeinschaftsangeboten teilnehmen.
Peer Steinbrück hört nicht das erste Mal von den Problemen durch die Streichung des Zivildienstes: „Egal wo ich hinkomme, es ist ein reines Desaster.“ Er fordert Kirchen und Wohlfahrtsverbände auf Bundesebene auf, noch lauter zu werden und auf die Probleme noch stärker aufmerksam zu machen. „Wenn die Ehrenamtlichen erst den Eindruck haben, Ersatz für Sparmaßnahmen zu sein und eigentlich hauptamtliche Aufgaben zu übernehmen, dann bricht das ganze System zusammen.“
Margit Thomas, Leiterin der AWO-Tagesstätte in Haan, hat Sympathie für Steinbrücks Vorstoß und für eine Pflichtdienstzeit: „Die jungen Leute lernen dann, Verantwortung zu tragen für sich und für andere.“