Fast 400 Besucher bei Polit-Runde

Kerstin Griese MdB trifft ihren Kollegen aus dem Deutschen Bundestag zu einem Gespräch über die Finanzkrise im Paul-Ludowigs-Haus in Wülfrath

Und in dem eineinhalbstündigen Gespräch, im letzten Teil auch mit Fragen aus dem Publikum, drehte sich viel um Europa, den Euro und die Finanzkrise. Peer Steinbrück machte aber auch einmal mehr deutlich, dass Europa viel mehr sei als nur ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. „Ich gehöre zur ersten Generation, die nicht in einem europäischen Krieg verheizt worden ist“, sagte Steinbrück, auch wenn er dabei etwas pathetisch klinge: „Wir haben die Verantwortung dafür, dass Europa zusammenbleibt.“
Kerstin Griese erinnerte daran, dass Steinbrück schon vor langer Zeit einen Schuldenschnitt für Griechenland gefordert hatte, der jetzt beschlossen wurde. Dafür sei es noch nicht zu spät, meinte Steinbrück, aber es hätte auch viel früher kommen dürfen. „Man darf den Griechen nicht ihren Stolz nehmen“, appellierte Steinbrück auch an die Medien, nicht auf dem Boulevard Ressentiments zu schüren. Und er forderte ein Wirtschaftshilfeprogramm für Griechenland. Das bisher beschlossene „Diätprogramm“, bringe sie nicht auf die Beine, „sondern aufs Lager.“
Kerstin Griese äußerte die Sorge, dass in der Krise die Menschen nicht nur das Vertrauen in die Politik verlören, sondern auch in die Demokratie. „Politiker lügen alle“, brachte ein Gast ein gerade in der jungen Generation verbreitetes Vorurteil zur Sprache. „Es gibt das Versagen von Politik“, stimmte Peer Steinbrück zu, und es sei auch wichtig, dass dies durch die Medien aufgedeckt werde. Aber er warnte dringend davor, „die Politik“ zu verallgemeinern. „90 Prozent der Politiker sind ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig.“ Und: „Die Verachtung von Politik hatten wir schon mal. Das Ergebnis war 1933.“
Für Kerstin Griese ist „Ehrlichkeit das Wichtigste für einen Politiker“. Dazu zähle auch die Ehrlichkeit zu bekennen, dass man nicht immer wisse, was der richtige Weg, die richtige Entscheidung sei. „Politiker sind ganz normale Menschen“, sage Griese.
Unterhaltungswert hatte die Gesprächsrunde in Wülfrath allerdings auch: So erfuhren die Besucher, dass das Rhinozeros das Lieblingstier von Peer Steinbrück ist: „Es kommt ganz schwer in Gang. Aber wenn es mal läuft…“
Zum Abschluss gingen die beiden Abgeordneten noch auf die aktuelle Politik im Bundestag ein, in dem beide am Morgen in Berlin noch gesessen hatte. Als „absoluten Unsinn“ bezeichnete Kerstin Griese das Betreuungsgeld, die Prämie, die für Eltern gezahlt werden soll, die ihre Kinder nicht in eine Tagesstätte schicken. Eine Entscheidung bei der Geld verschleuderte werde und die in die völlig falsche Richtung gehe. Und die nur getroffen worden sei, um der CSU zu Willen zu sein.
Peer Steinbrück griff die geplante „Steuersenkung auf Pump“ scharf an, die dem Bürger keine wirkliche Entlastung bringe und nur der FDP auf die Beine helfen solle. Dafür werde die Neuverschuldung um sechs Milliarden höher ausfallen .Und so gut stehe Deutschland mit einer Schuldenquote von über 80 Prozent nun auch nicht da. „Diese Politik ist ein Skandal.“