Kirche und Politik im Bundestag

Kerstin Griese im Ausschusssaal

Drei Tage lang reiste der Gesprächskreis „Kirche und Politik in Niederberg und Ratingen“ in die Bundeshauptstadt. Im Mittelpunkt stand eine Tagung in einem Ausschusssaal des Bundestages, auf der mit Kerstin Griese, Wolfgang Thierse und Aydan Özoguz Abgeordnete sprachen, die drei unterschiedlichen Konfessionen angehören. Griese gehört der Synode der Evangelischen Kirche (EKD) an, Bundestagsvizepräsident Thierse ist Mitglied im Zentralrat der Katholiken und die SPD-Integrationsbeauftragte Özoguz ist Muslima.

Ursula Scheidt (ev. Gemeinde Velbert) war begeistert über das „zwischen Religion und Politik“ wechselnde Tagungsprogramm, zu dem Kerstin Griese eingeladen hatte. Ein zentrales Thema, das auch in Arbeitsgruppen bearbeitet wurde, war die Integration von Migranten. Mohamed Elyaouti, Vorsitzender des Marokkanischen Vereins Ratingen, war beeindruckt, in welchem Maße sich die christlichen Kirchengemeinden um dieses Thema kümmern und sich wünschen, „dass Religion gelebt werden kann“. Griese war sich mit den Tagungsteilnehmern einig, dass es an den Schulen künftig einen islamischen Religionsunterricht geben soll. Elyaouti sagte, dass es an den Migranten liege, „Interesse an der Integration“ zu vermitteln.

Besonders spannend war es für die 48 Gäste aus Niederberg und Ratingen, dass die Tagung parallel zur laufenden Haushaltsdebatte des Bundestages stattfand. Rosemarie Schröder (ev. Gemeinde Homberg) sagte: „So bekam man einen Einblick, was eine Bundestagsabgeordnete leistet.“ Obwohl die Parlamentarier zwischendurch an mehreren Abstimmungen im Plenarsaal teilnehmen mussten, sei die Tagungsorganisation perfekt gewesen. Die Besuchergruppe hatte zudem selbst die Möglichkeit, an der Plenardebatte zum Haushalt des Verkehrs- und Bauministeriums teilzunehmen und die Auseinandersetzungen über die umstrittenen Kürzungen im Programm „Soziale Stadt“ zu erleben.

Abgerundet wurde die Berlinreise durch eine Stadtrundfahrt, einem Besuch im Haus der EKD am Gendarmenmarkt und einer Besichtigung der Neuen Synagoge. Am letzten Tag stand eine Führung durch die Mauergedenkstätte auf dem Programm, in deren Anschluss die Gruppe an einer Andacht in Gedenken an ein Maueropfer teilnahm. Dabei erzählten Zeitzeugen, dass der Flüchtling nicht durch einen Kälteschock im Wasser ums Leben kam, sondern dass Schüsse gefallen seien. Dies sei ein besonders ergreifender Moment gewesen, erzählte Ulrike Lenninghausen (St. Peter und Paul Ratingen).

Vadym Fridman (Jüdischer Kulturverein Schalom) und Uwe Mischke (St. Maximin Wülfrath) lobten beide den großen Erfolg der Reise in die Hauptstadt. „Ich habe dadurch viele neue Eindrücke gewinnen können, sowohl in kirchlichen als auch in politischen Dingen“, freute sich Mischke und hob den Austausch mit den anderen Reiseteilnehmern hervor, der ihm neue Ideen für die tägliche Arbeit in der Gemeinde gebracht habe.