Die Geschichte der Sozialdemokratie im Kreis Mettmann seit den 1850er-Jahren
Deutschland und wir im Kreis Mettmann blicken auf eine Geschichte zurück, die lange Zeit von Obrigkeitsstaat, Mord, Unterdrückung und Teilung gekennzeichnet war. Doch es gibt auch eine andere Geschichte. Sie begann 1848 mit der Nationalversammlung in der Paulskirche. Sie wurde vor anderthalb Jahrhunderten vorangetrieben durch die 1863 im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein begründete Sozialdemokratie. Sie setzte sich erstmals bei der Ausrufung der deutschen Republik im November 1918 durch. Sie erlebte ihre schwerste Stunde im Widerstand gegen das NS-Regime; 1933 stellten sich allein die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz.
Diese andere Geschichte ist unsere Geschichte, die Geschichte der lange bekämpften, gefährdeten, endlich aber errungenen Freiheit. Dafür stehen die Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1949 und die europäischen Einigungsbestrebungen, der Sozialstaat, Willys Brandts Aufbruch vor 40 Jahren unter der Maxime Mehr Demokratie wagen sowie die friedliche Revolution in Ostdeutschland, die den Weg frei machte für den Fall der Mauer 1989 und die deutsche Einheit. Dabei waren und sind Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden wichtige Leitideen für politisches Denken und Handeln, die heute noch orientieren, um auf dem Weg zu bleiben.
Wir erinnern an historische Ereignisse im Kreis Mettmann mit Blick auf die Zukunft. Denn die geglückte soziale Demokratie in Deutschland spiegelt die Ziele, Hoffnungen, Kämpfe und politischen Erfolge der SPD auf vielen Ebenen wider.
Die Geschichte der Arbeiterbewegung im heutigen Gebiet des Kreises Mettmann begann Mitte des 19. Jahrhunderts mit Ferdinand Lassalle, der zu dieser Zeit in Düsseldorf lebte und schon politisch wirkte. Er ergriff 1863 die Initiative zur Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV). Lassalle war 1846 als noch nicht 21-Jähriger nach Düsseldorf gekommen, um dort der 41-jährigen Gräfin Sophie von Hatzfeldt juristischen Beistand in ihrer Auseinandersetzung mit ihrem Mann, dem Grafen Edmund Hatzfeldt, auf Schloss Kalkum bei Düsseldorf anzubieten (Wilhelm Matull: Der Freiheit eine Gasse. Geschichte der Düsseldorfer Arbeiterbewegung, Bonn 1980). Kalkum gehörte damals zum Amt Angermund, das 1929 aufgespalten wurde. Ein Teil wurde nach Duisburg ausgegliedert (Huckingen, Mündelheim, Serm, Ehingen, Rahm, Großenbaum, Wedau, Bissingheim und Buchholz). Der andere Teil (Lintorf, Angermund, Kalkum, Wittlaer, Bockum) ging im neuen Amt Ratingen Land (preußische Rheinprovinz, Regierungsbezirk Düsseldorf) später in Amt Angerland umbenannt auf. Seit 1975 ist das Amt Angerland aufgelöst und in den Städten Düsseldorf und Ratingen aufgegangen (Kreisarchiv Mettmann: Amt Angerland). Den Kreis Mettmann in heutiger Form gibt es Mitte des 19. Jahrhunderts weder politisch noch regio-nal. Im Mittelalter war das heutige Gebiet unter die Herrschaft der Grafen von Berg (Bergisches Land) gekommen; es entwickelten sich die Ämter Angermund, Hardenberg, Mettmann und Düsseldorf. Über die letzten 200 Jahre hat der Kreis eine wechselvolle Entwicklung mit sehr unterschiedlichen Zuschnitten erlebt. Daher rührt wohl auch, dass nie ein richtiges Kreisbewusstsein entstehen konnte.