1. Die Heiligenhauser SPD in der Kaiserzeit
Zum 1. April 1897 ist die damals 5.400 Einwohner zählende Landgemeinde Heiligenhaus selbständig geworden. Als bislang ältestes Zeugnis politischer Aktivitäten von den der sozialdemokratischen Bewegung nahestehenden Personen gilt der Aufruf mehrerer Wähler in der Heiligenhauser Zeitung, der sich an die Wähler der 3. Abteilung richtete und zu einer Versammlung am Sonntag, den 11. April 1897, im Lokal Klemm (der Wirtschaft Steinberg am Pinn) in Hetterscheidt aufrief. Die Versammlung sollte der inhaltlichen Klärung zur Vorbereitung der am 14. April stattfindenden Wahl nach dem restaurativen Dreiklassenwahlrecht (Einteilung und Gewichtung der drei Klassen nach ihrem Steueraufkommen) mit den bereits aufgestellten Kandidaten dienen. Einberufen hatte der in Hetterscheidt wohnende Schlosser Ignatz Maas. Als Vorsitzender der Heiligenhauser SPD fungierte 1897 der Fabrikschlosser Otto Tillmanns. Bei der Wahl am 14. April errangen die Sozialdemokraten jedoch keinen Sitz im Heiligenhauser Gemeinderat. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Wahlbeteiligung in der zahlenmäßig größten 3. Abteilung betrug lediglich 33 Prozent und, was entscheidender war, die Wahl war öffentlich, d. h., jeder unbescholtene volljährige männliche Wähler (Frauen waren von Wahlen bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ohnehin noch ausgeschlossen) musste im Wahllokal vor aller Augen und Ohren, einschließlich der der anwesenden Staatsdiener, den Namen des Kandidaten nennen, den er wählen wollte. Erst bei der Ersatzwahl für die ausscheidenden Gemeinderatsmitglieder im April 1901 gelang es den Heiligenhauser Sozialdemokraten, in Wilhelm Pläcking einen ihrer Kandidaten in den Rat zu hieven. Pläcking, am 22. Februar 1875 in Langerfeld geboren, lebte seit November 1895 in Heiligenhaus und war Schlosser von Beruf. Er musste turnusgemäß in der Ersatzwahl am 6. und 7. August 1907 seinen Sitz räumen, war allerdings schon dreieinhalb Monate zuvor nach Dortmund verzogen. Auch in den weiteren Gemeinderäten bis zum Ende des Kaiserreichs blieben die politischen Einflussmöglichkeiten der Sozialdemokraten äußerst begrenzt, zumal die Ratsmitglieder ohnehin lediglich eine Beiratsfunktion ausübten.