SPD Wülfrath: Am Anfang waren die Lederzuschneider.

Wülfrath – Reichsbannerfahne von 1925
Peter Zwilling- RP-Foto: Dietrich Janicki

In Wülfrath blicken wir auf fast 110 Jahre Sozialdemokratie zurück. Bisher hat sich niemand mit der Geschichte der Arbeiterbewegung in Wülfrath befasst, so dass vieles neu erarbeitet werden musste und in vielen Zeitungen zu recherchieren war. Augenzeugen gibt es leider nur noch für die letzten 40 Jahre.

Bei der Erarbeitung der Chronik stellte sich die Frage: Wie man die Geschichte der SPD in Wülfrath so spannend darstellt, dass sie 1. gelesen und damit einem breiten Wülfrather Publikum bekannt wird und 2. fester Bestandteil Wülfrather Geschichtsschreibung wird. Die handelnden Personen über nun fast 110 Jahre Wülfrather Sozialdemokratie haben es allemal verdient, dass ihre Arbeit für die Menschen in der Kalkstadt dargestellt und gewürdigt wird. Eine weitere Frage ist, ob es die Verhältnisse sind, die die Menschen prägen und ihr Handeln bestimmen oder sind es wenige Menschen, die die Verhältnisse versuchen zu ändern bzw. versuchen sie zu gestalten. Es ist sicher von beidem etwas, aber es muss immer Menschen geben, die sich der Verhältnisse annehmen und die mit ihrem Handeln andere motivieren anzupacken, zu gestalten und zu verändern. Von dieser Motivation und diesem ehrenamtlichen Engagement leben die Gesellschaft und die Geschichte. Es kommt also auf die Menschen an. Deshalb habe ich diese Chronik an der Lebensleistung dreier Sozialdemokraten aus Wülfrath orientiert, von denen jeder für sich eine andere Epoche repräsentiert. Alle drei haben für die Idee einer besseren Gesellschaft gelebt und gearbeitet.

Als Ferdinand Lasalle 1863 den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) am 23. Mai 1863 in Leipzig/Königreich Sachsen gründete, hatte die industrielle Revolution Wülfrath nur ein wenig berührt. Wülfrath lag abseits der Handelsrouten. Erste Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen, wie man heute sagen würde, wurden damals begonnen: Die Straßenverbindungen nach Mettmann (1846), Ratingen (1849), Velbert (1849, Silberberger Weg) und Elberfeld (1877/78, Düsseler Straße nach Dornap) entstanden. Erste Industrieanlagen mit Dampfbe-trieb wurden vor allem in der Leder- und Textilindustrie errichtet. Firmengründer wie Fried-rich Wilhelm Herminghaus (1864), Ernst Meckenstock (1862 – Handwebebetrieb, 1888 – Fabrik) und C.J. Angerer (1890) ließen sich in Wülfrath nieder. Die Kalkindustrie entstand. Der Aufbruch ins industrielle Zeitalter hatte auch in Wülfrath Schattenseiten. Die heimische Wirtschaft litt unter dem Börsenkrach von 1873: „So mussten zu Anfang des Jahres 1874 eine bedeutende Anzahl Arbeiter, welche seither in den Dornaper Kalksteinbrüchen Beschäftigung gefunden hatten, infolge der eingetretenen Geschäftsstockungen entlassen werden.“ (Wülfrath-Heimatbuch 1961-S.156) Es kam zu ersten Streiks in der Kalkindustrie…

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